Wenn Pirsch und Naturschutz Hand in Hand gehen

Unterwegs mit der angehenden Revierjägerin Samira Neugebauer

Eintrag Nr. 9/2025
Datum:


Samira Neugebauer an der Futterstelle im Rothirschgehege Scheuereck. Foto: Julia Reihofer
Samira Neugebauer an der Futterstelle im Rothirschgehege Scheuereck. Foto: Julia Reihofer

Scheuereck. Das Gewehr locker geschultert und die quirlige Dackelhündin Kayja an der Leine, stapft Samira Neugebauer durch die verschneiten Nationalparkwälder unterhalb des Großen Falkensteins. Hier wird sie seit Sommer 2024 zur  Revierjägerin ausgebildet, als erste Frau in der Geschichte des Nationalparks.

„Für meine ausschließlich männlichen Kollegen ist es bestimmt mal eine schöne Abwechslung, eine weibliche Auszubildende zu haben, für mich selbst aber eigentlich nichts Außergewöhnliches“, sagt die 27-Jährige gelassen. Bereits vor ihrem Ausbildungsbeginn im Nationalpark war sie in ihrer hessischen Heimat regelmäßig auf der Pirsch. „Ich war vorher schon als Hobby-Jägerin aktiv und habe mich dann entschieden, das Ganze beruflich zu machen. Jetzt, nach einem halben Jahr, habe ich mich hier im Bayerischen Wald auch sprachlich schon ganz gut eingewöhnt und ich bekomme tolle Unterstützung und Anleitung von meinen Kollegen und Ausbildern. Das ist wirklich klasse.“

Wenn Wildschweinen und Rothirschen Sender angelegt werden

Neben den klassischen Tätigkeiten im Wildtiermanagement ist Samira Neugebauer auch bei außergewöhnlicheren Aufgaben, etwa in der Forschung, eingebunden. „Wir sind beispielsweise beim Besendern von Rothirschen oder Wildschweinen dabei, wenn es darum geht, mehr über das Verhalten dieser Arten herauszufinden. Das finde ich toll. Es ist für mich auch ein großes Plus zur Revierjägerausbildung andernorts.“

Heute geht Samira einer ihrer eher alltäglichen Aufgaben nach, der Fütterung der Tiere im Hirschgehege Scheuereck. Dackeldame Kayja muss dafür aber draußen warten. Die angehende Berufsjägerin sperrt, einen reichlich gefüllten großen Eimer in der anderen Hand, das gut gesicherte Tor zum Gehege auf und verteilt die mitgebrachten Leckereien großzügig auf dem Futterplatz. „Die kennen mich schon“, sagt sie mit einem zufriedenen Lächeln und bewundernden Blick für die nur wenige Meter entfernt in einem Waldstück stehenden Tiere. Die Hirsche beobachten den vertrauten Gast ebenfalls aufmerksam. Welche Leckereien dieser wohl gerade für sie ausgelegt hat? „Wir füttern unsere Hirsche im Winter  überwiegend mit Heu oder Silage, auch Rüben und Apfeltrester gibt es dazwischen.“

Ausbildung verlangt auch Einblicke in andere Gebiete wie das Hochgebirge

Ein klassischer Teil der Berufsjägerausbildung ist das Wildtiermanagement von Rot- und Schwarzwild. Wie bei allen anderen Managementmaßnahmen auch, finden diese nur in der Managementzone, also am Rand des Schutzgebietes statt. Hier sitzt Samira Neugebauer auch mal auf einem Hochsitz und wartet stundenlang, oft auch ohne ein Tier erspäht zu haben. Im  Rahmen ihrer Ausbildung muss sie aber auch das Schutzgebiet verlassen, beispielsweise um andere Jagd- und Tierarten  kennenzulernen. „Vor ein paar Monaten war ich beispielsweise im Hochgebirge bei Ruhpolding unterwegs. Es war interessant aber auch sehr anstrengend - diese ganze Kraxlerei“, schmunzelt die 27-Jährige.

Insgesamt zwei Jahre dauert ihre Ausbildung zur Revierjägerin. „Mein Ziel oder Wunsch ist es auf jeden Fall, hier im Nationalpark bleiben und weiter hier arbeiten zu können. Kaum ein Ort bietet so viel Abwechslung und so viele Möglichkeiten, sich auch abseits des klassischen Wildtiermanagements für die Natur zu engagieren - und da möchte ich gerne dabeibleiben.“

 

Info: Dieser Artikel stammt aus der aktuellen Ausgabe des Nationalpark-Magazins "Unser wilder Wald". Das Magazin liegt nicht nur in der Region aus, sondern ist als ePaper-Ausgabe auch auf der Nationalpark-Homepage veröffentlicht.

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