Zebrastreifen für Elche

Verkehrsunfälle Hauptgrund für Rückgang der Population - Schutzmaßnahmen können Abhilfe schaffen

Eintrag Nr. 57/2022
Datum:


Die Elchpopulation kann nur mit Hilfe von Schutzmaßnahmen wachsen. Foto: Thies Hinrichsen
Die Elchpopulation kann nur mit Hilfe von Schutzmaßnahmen wachsen. Foto: Thies Hinrichsen

In Einzelfällen streifen Elche bis in den Nationalpark Bayerischer Wald, wie ein paar wenige Fotofallen-Nachweise, wie dieser aus dem Jahr 2015, belegen.
In Einzelfällen streifen Elche bis in den Nationalpark Bayerischer Wald, wie ein paar wenige Fotofallen-Nachweise, wie dieser aus dem Jahr 2015, belegen.

Grafenau. Wären Zebrastreifen für Elche sinnvoll? Wenn die Tiere wüssten, diese Überquerungsmöglichkeit
für sich zu nutzen, dann sicherlich. Denn der Straßenverkehr ist der größte Feind der Tiere.

In den vergangenen Jahren wurden immer weniger Elche im Böhmerwald gesichtet. Erklären ließ sich der Rückgang der kleinen Population, die aktuell auf zehn bis 20 Tiere geschätzt wird, zunächst nicht. Erst grenzüberschreitende
Forschungen brachten etwas Licht ins Dunkel.

DATENSÄTZE AUS DREI LÄNDERN ZUSAMMENGESTELLT UND AUSGEWERTET

In Deutschland, Österreich und Tschechien wurden zunächst die Elchbeobachtungen aus den Jahren 1958 bis 2019 gesammelt und in eine Datenbank mit insgesamt 771 Datensätzen gepackt. Auf Basis dieser Daten konnten
drei Fragen beantwortet werden: Wie haben sich die Beobachtungen sowie das Verbreitungsgebiet entwickelt? Was sind die wichtigsten Ursachen, an denen die Tiere sterben? Und wie viele für den Elch geeignete Lebensräume
stehen zur Verfügung?

50 JAHRE LANG WUCHS DIE ELCHPOPULATION STARK AN

Die Ergebnisse zeigen einen starken Anstieg der Elchbeobachtungen nach dem Jahr 1958 mit Spitzenwerten in den 1990er Jahren und um 2010. Nach dem Jahr 2013 gab es einen starken Rückgang der Meldungen. Doch was
ist der Grund für diese Entwicklung? Steht nicht ausreichend Lebensraum für die Tiere zur Verfügung?
Elche leben bevorzugt in höheren Lagen zwischen 700 und 1000 Metern mit Feuchtgebieten, Wäldern und natürlichem Grasland. Steile Hänge und Gebiete mit menschlichen Aktivitäten meiden sie. Solche Gebiete sind auch außerhalb des derzeitigen Verbreitungsgebiets vorhanden. Der Lebensraum kann also nicht der begrenzende Faktor sein, der die
Ausbreitung der Elche verhindert. Die Auswertung der Daten hat letztendlich gezeigt, dass die Elche in erster Linie durch menschliche Einflüsse zu Tode gekommen sind: Es gab 13 Unfallopfer. Vier Tiere wurden erlegt.

SCHUTZMASSNAHMEN ÜBER GRENZEN HINWEG

Um die Elchpopulation zu erhalten, sind sofortige grenzüberschreitende Schutzmaßnahmen notwendig. In erster Linie muss versucht werden, Wildunfällen vorzubeugen und gegen illegale Tötungen konsequent vorzugehen.
Auch bei der Planung von Infrastrukturen und Erschließungsmaßnahmen müssen die Lebensraumansprüche der Elche stärker berücksichtigt werden.

KURZ UND BÜNDIG: 

  • Die Elchpopulation ist in den vergangenen zehn Jahren stark zurückgegangen.
  • Verkehrsunfälle und Abschüsse sind die häufigsten Todesursachen.
  • Nachdem geeignete Lebensräume vorhanden sind, kann die Population mit Hilfe von Schutzmaßnahmen wieder wachsen.

INFO:

Die Grenzregion zwischen Österreich, der Tschechischen Republik und Deutschland beherbergt das südwestlichste Vorkommen von Elchen in Kontinentaleuropa. Die Population stammt ursprünglich aus Polen, wo Elche nie
ausstarben, aus der ehemaligen Sowjetunion einwanderten oder nach dem Zweiten Weltkrieg wieder angesiedelt wurden.

Der Text ist in der Broschüre "Forschung im Nationalpark" erschienen und kann auf der Homepage des Nationalparks Bayerischer Wald heruntergeladen werden. 

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