Zivilsation trifft Wildnis

Das Magazin "Unser wilder Wald" erklärt die Verkehrssicherung im Nationalpark

Eintrag Nr. 50/2023
Datum:


Verkehrssicherungsmaßnahmen finden im Nationalpark nicht nur an Straßen statt, sondern auch dort, wo viele Besucher sind.
Verkehrssicherungsmaßnahmen finden im Nationalpark nicht nur an Straßen statt, sondern auch dort, wo viele Besucher sind.

Grafenau. Wieso braucht es im Nationalpark Verkehrssicherung? Damit durch das Entfernen von morschen Bäumen dafür Sorge getragen wird, dass Wanderer, Rad- und Autofahrer sicherer auf Wegen und Straßen unterwegs sein können. Der Naturschutz mischt dabei aber ordentlich mit.

Eigentlich sollen sich im Nationalpark die Wälder auf der überwiegenden Fläche ohne lenkende Eingriffe des Menschen wieder zu Naturwäldern entwickeln. Kranke, absterbende und tote Bäume sind wesentliche Bestandteile der sich dynamisch entwickelnden Ökosysteme. Zu den typischen Gefahren gehören umstürzende Bäume und herabfallende Äste - denn hier wird das natürliche Werden, Wachsen und Vergehen in den Lebensgemeinschaften geschützt. Besucher sollten auf diese Gefahren achten und bei stärkerem Wind den Wald verlassen. Denn grundsätzlich erfolgt die Benutzung der Wege auf eigene Gefahr. Doch es gibt Bereiche, in denen die Natur nicht ganz sich selbst überlassen werden kann – und zwar dort, wo viele Menschen unterwegs sind.

Vielfrequentierte Wanderwege und Besucherzentren im Fokus

Franz Baierl, Leiter des Sachgebietes Wald- und Flächenmanagement, ist mit einer kleinen Gruppe von Einheimischen bei einem Vor-Ort-Termin. Er erklärt ihnen, warum Verkehrssicherungsmaßnahmen im Nationalpark so wichtig sind – und wie sie durchgeführt werden. Im angrenzenden Waldstück arbeitet ein Harvester. Der Fahrer muss Bäume, die orange markiert sind, entnehmen. Manche sind verpilzt, andere alt und morsch. Eins haben alle gemeinsam: Sie können umfallen und damit eine Gefahr für die Menschen darstellen. „Deshalb werden sie von uns gefällt, bevor etwas passieren kann“, erklärt der Fachmann. Gerade auf vielfrequentierten Wanderwegen, auf Straßen oder in den Besucherzentren ist dies von großer Bedeutung – und auf den ersten Blick sogar wichtiger als die Philosophie „Natur Natur sein lassen“. Auf den zweiten erkennt man, dass bei den Maßnahmen versucht wird, für die Wildnis das Bestmögliche herauszuholen.

Hilfe für Haselhuhn, Zaunkönig und Wildbienen

„Einige Bäume werden ganz normal unten abgeschnitten“, sagt Baierl. Bei einem Teil der Bäume bleibt ein bis zu fünf Meter hoher Stumpf stehen. „Der Grund hierfür ist, dass dieses Totholz von verschiedenen Tierarten als Lebensraum genutzt wird.“ Spechte klopfen sich Höhlen in den Stamm und brüten darin, Rindentaschen bieten Fledermäusen Unterschlupf. Insekten und Pilze besiedeln den Stumpf. „Mit diesen Maßnahmen fördern wir die Artenvielfalt.“ Dies gilt auch für Wurzelteller, die der Harvester aufklappt. „Das Haselhuhn mag solche Strukturen genauso wie der Zaunkönig oder Wildbienen.“

Und so ist es dem Besucher im gesamten Nationalpark möglich, natürliche Abläufe zu beobachten und zu erkennen, Wildnis zu spüren und zu erleben und sich darüber hinaus sicher zu fühlen – manchmal gerade auch, weil die Menschen ein bisschen daran beteiligt sind.

 

Hinweis: Dieser Text stammt aus der im August 2023 erschienenen Ausgabe des Nationalpark-Magazins "Unser wilder Wald". Die komplette Publikation kann auf der Nationalpark-Homepage als ePaper gelesen werden.

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