Ab ins steinzeitliche Sinnenreich!

Zehn Jahre Nationalparkzentrum Falkenstein: Tierischer Nachwuchs und eine barrierefrei umgestaltete Höhle zum Jubiläum

Pressemitteilung Nr. 31/16

Datum: 17.08.2016

Freuen sich über die barrierefreie Umgestaltung der Steinzeithöhle zum Jubiläum: Reinhold Gaisbauer (von links), Maria Hußlein, Frank Henzler und Hans Kiener (Bild: NPV)

Freuen sich über die barrierefreie Umgestaltung der Steinzeithöhle zum Jubiläum: Reinhold Gaisbauer (von links), Maria Hußlein, Frank Henzler und Hans Kiener (Bild: NPV)

Jung und unerfahren, aber durchaus selbstbewusst: das Przewalski-Hengstfohlen im Tierfreigelände des Nationalparkzentrums Falkenstein (Bild: NPV)

Jung und unerfahren, aber durchaus selbstbewusst: das Przewalski-Hengstfohlen im Tierfreigelände des Nationalparkzentrums Falkenstein (Bild: NPV)

Noch ein wenig schüchtern: die Luchskätzchen im Tierfreigelände des Nationalparkzentrums Falkenstein (Bild: Stefan Sempert)

Noch ein wenig schüchtern: die Luchskätzchen im Tierfreigelände des Nationalparkzentrums Falkenstein (Bild: Stefan Sempert)

Ludwigsthal. Auf noch dünnen, staksigen Beinen zwar, aber trotzdem ganz selbstbewusst trabt das Fohlen nahe seiner Mutter im Herdenverband: Die Przewalski-Pferde im Tierfreigelände des Nationalparkzentrums Falkenstein in Ludwigsthal haben Nachwuchs bekommen – den 17. innerhalb von zehn Jahren. „Unsere Herde ist die einzige weltweit, die sich so erfolgreich reproduziert“, erzählt Reinhold Gaisbauer stolz von der geglückten Nachzucht der letzten existierenden Wildpferdeart. Der Leiter des Servicezentrums Falkenstein erinnert sich gut, als 2005, kurz vor Eröffnung der neuen Besuchereinrichtung im Nationalpark-Erweiterungsgebiet, sechs Pferde aus dem Münchner Tierpark Hellabrunn ihre Reise in den Bayerischen Wald antraten, der Hengst während der Fahrt jedoch Zicken machte und beinahe den Anhänger zerlegte. „Bei uns angekommen, hat er sich aber gleich beruhigt und von der ersten Stunde an wohl gefühlt“, bestätigt Gaisbauer.

Die Wölfe, Luchse und Auerochsen ebenso. Gemeinsam mit den Przewalski-Pferden bilden sie das tierische Spektrum im Nationalparkzentrum Falkenstein, das seit seiner Eröffnung im August 2006 schon rund 1,4 Millionen Gäste anlockte. „Unser Konzept, hier Tierarten der Nacheiszeit zu präsentieren, ging auf“, freut sich Sachgebietsleiter Hans Kiener, der den Bau der Landschaftsgehege auf 20 Hektar im Umgriff des Hauses zur Wildnis damals als Projektleiter verantwortete. Als die Planer das Nationalparkzentrum Falkenstein konzipierten, wollten sie nicht einfach das Tierfreigelände im Nationalparkzentrum Lusen kopieren. Vielmehr sollte Neues geschaffen und Bezug auf die Region genommen werden. So entstand die Idee, vier ehemals heimische Tierarten zu präsentieren: Przewalski-Pferde und Auerochsen waren für die nacheiszeitliche Steppenlandschaft typisch, Wölfe und insbesondere die wieder angesiedelten Luchse stehen überdies für die Rückkehr der Wildnis.

Zur Neukonzeption gehörte aber auch, aus Erfahrungen zu lernen und manches Defizit des Nationalparkzentrums Lusen am Falkenstein zu korrigieren. „Das Freigelände in Ludwigsthal ermöglicht einen offeneren Blick in die Gehege“, führt Hans Kiener als Beispiel an. Weil die Wege teilweise als hohe Dämme angelegt sind, nehme der Beobachter die Gehegezäune kaum wahr. Der 70 Meter lange, überdachte Holzsteg samt 18 Meter hohem Aussichtsturm am Wolfsgehege biete zudem gleich mehrere spannende Möglichkeiten, Meister Isegrim ins Visier zu nehmen.

Unter der Leitung des Zwiesler Architekten Frank Henzler wurden sowohl die Gehege als auch die modernen und funktionalen Stallgebäude größtenteils von Nationalpark-Mitarbeitern errichtet. Daneben zeichnete Henzler für die Konstruktion der Steinzeithöhle verantwortlich, die nahe des Auerochsen-Geheges Einblick in die ferne Vergangenheit gewährt.

Mittels Nachbildungen der berühmten Wandmalereien aus der Grotte Chauvet in Südfrankreich schlägt die Höhle eine Brücke vom künstlerischen Schaffen unserer Vorfahren und der Tierwelt der Altsteinzeit zu jenen Arten, die das Nationalparkzentrum Falkenstein in natura zeigt.

„Nach zehn erfolgreichen Jahren der Zeitreise wurde die Steinzeithöhle jetzt modernisiert und barrierefrei umgebaut“, erzählt Maria Hußlein, in der Nationalparkverwaltung zuständig für Besuchermanagement und Barrierefreiheit. Damit Rollstuhlfahrer oder Familien mit Kinderwagen die Erlebnishöhle künftig noch komfortabler nutzen können, wurde die einstige Treppe am Zugang entfernt und durch einen gepflasterten Weg ersetzt, der den Besucher in einer flachen und zugleich breiten Schleife zum Eingang lenkt. „Konnten Menschen mit Handicap früher nur über den Ausgang in die Höhle gelangen, so ist deren Besuch jetzt auf regulärem Weg möglich“, freut sich Maria Hußlein.

Auch das Innere der Höhle wurde aufwändig überarbeitet und wieder auf den Stand der Zeit gebracht: Der Eingangsraum, worin ein Film auf die Zeit vor 30.000 Jahren einstimmt, wurde optisch vergrößert und dessen Wände mit großformatigen Grafiken bestückt. Darauf werden Szenen aus dem Eiszeitalter gezeigt. Betritt der Besucher das Herz der Höhle, taucht er in ein wahres Sinnenreich: Ein neues Beleuchtungskonzept inszeniert die Tierdarstellungen auf den Höhlenwänden noch plastischer, zudem schaffen akustische Reize an ausgewählten Stationen noch mehr mystische Atmosphäre.

„Die Umgestaltung des Höhlenausgangs beginnt in Kürze und wird zum Jahresende fertig gestellt sein“, stellt Architekt Frank Henzler in Aussicht. Über ein neues Wegeleitsystem werde der Raum umorganisiert und der Besucher nach Passieren mehrerer neuer Medienstationen mit der visionär gestalteten Illusion einer Eiszeitlandschaft in die Gegenwart entlassen. Um sich dann, beim Spaziergang durch das Freigelände, an den tierischen Zeitzeugen von einst zu erfreuen – und an deren Nachwuchs. Denn derzeit lässt nicht nur das Przewalski-Fohlen die Herzen zahlreicher Kinder und Tierfotografen aus dem In- und Ausland höher schlagen, sondern auch ein Auerochsen-Kälbchen sowie zwei Luchs-Babys.

Bildunterschriften:

Bild 1: Freuen sich über die barrierefreie Umgestaltung der Steinzeithöhle zum Jubiläum: Reinhold Gaisbauer (von links), Maria Hußlein, Frank Henzler und Hans Kiener (Bild: NPV)
Bild 2: Jung und unerfahren, aber durchaus selbstbewusst: das Przewalski-Hengstfohlen im Tierfreigelände des Nationalparkzentrums Falkenstein (Bild: NPV)
Bild 3: Noch ein wenig schüchtern: die Luchskätzchen im Tierfreigelände des Nationalparkzentrums Falkenstein (Bild: Stefan Sempert)


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