Nationalpark-Forschung holte 2020 über halbe Million Euro in die Region

Drittmittel ermöglichen umfangreiche Projekte im Schutzgebiet - "Nur so lässt sich das internationale Niveau halten"

Pressemitteilung Nr. 04/2021

Datum: 10.02.2021

Besenderte Rothirsche werden auch immer wieder mittels Wildkameras fotografiert. (Foto: Nationalpark Bayerischer Wald)

Besenderte Rothirsche werden auch immer wieder mittels Wildkameras fotografiert. (Foto: Nationalpark Bayerischer Wald)

Im Rahmen der Forschungsarbeit wurden Rothirsche besendert. So konnten zahlreiche Informationen zu den Wegstrecken, Aufenthaltsorten und Verhaltensweisen der Tiere gewonnen werden. (Foto: Martin Scholz/Nationalpark Bayerischer Wald)

Im Rahmen der Forschungsarbeit wurden Rothirsche besendert. So konnten zahlreiche Informationen zu den Wegstrecken, Aufenthaltsorten und Verhaltensweisen der Tiere gewonnen werden. (Foto: Martin Scholz/Nationalpark Bayerischer Wald)

Grafenau. Nur an wenigen Orten in Deutschland kann Natur in ihrer reinsten Form erforscht werden. Einer dieser Orte ist der Nationalpark Bayerischer Wald. Hier dürfen natürliche Prozesse ohne menschliche Störung ablaufen. So entsteht eine Wildnis, die ihresgleichen sucht. Für Wissenschaftler bietet diese Situation ungeahnte Möglichkeiten. So genießen die Bereiche Forschung und Monitoring einen sehr hohen Stellenwert innerhalb der Nationalparkverwaltung. Um viele spannende Fragestellungen untersuchen zu können, ist die Behörde bemüht, möglichst viele Fördertöpfe anzuzapfen. Allein 2020 flossen so rund 650.000 Euro in die Region.

Dank dieser Finanzspritze konnte jüngst etwa herausgefunden werden, dass Fruchtkörper von Pilzen bei härteren klimatischen Bedingungen dunklere Farben annehmen. Die Forscher stellten auch fest, dass menschliche Jäger das Verhalten von Rehen stärker beeinflusst als die Anwesenheit von Luchsen. Dass Rothirsche eine wichtige Funktion als Samen-Transporteure wahrnehmen ist mittlerweile ebenso bewiesen. Spannend dabei: Wie gut die Tiere diesen Job erledigen, hängt von der Persönlichkeit der Hirsche ab. Und: Ausgerechnet haben die Experten, wie viel Totholz in Wäldern liegen gelassen werden muss, um die typische Artenvielfalt unserer Wälder zu erhalten. Die Liste dieser vier Beispiele ließe sich ohne Probleme noch erweitern.  

Aktuell sind 19 Stellen direkt an Drittmittelprojekte geknüpft

„Ohne die gute Drittmittel-Zuteilung könnten wir nicht so vielfältige Themen bearbeiten“, sagt Professor Jörg Müller, Leiter des Sachgebiets Naturschutz und Forschung. „Nur so lässt sich das internationale Niveau halten, da wir damit auch unsere Forschenden finanzieren“, ergänzt Professor Marco Heurich, Leiter des Sachgebiets Besuchermanagement und Nationalparkmonitoring. 19 Stellen sind aktuell direkt an Drittmittelprojekte geknüpft.

Doch woher kommt das zusätzliche Geld? Einer der größten Investoren ist die Europäische Union über das Interreg-Programm, bei dem grenzüberschreitende Arbeiten gefördert werden. Da ein Großteil der Vorhaben zusammen mit den Partnern des tschechischen Nationalparks Šumava durchgeführt wird, können die Schutzgebiete vielfach auf finanzielle Unterstützung der EU bauen. Zu den Geldgebern zählt aber auch der Bund, das Land Bayern, die Deutsche Bundesstiftung Umwelt, das Deutsche Zentrum für Luft und Raumfahrt, die Deutsche Forschungsgemeinschaft und private Stiftungen. „Die Mittel sind weit gestreut, 2020 kam zum Beispiel die Klaus Riepe und Ellen Riepe-Brunnström-Stiftung hinzu“, erklärt Heurich. Die verschiedenen Standbeine sind die Grundlage des Erfolgsrezepts. „Die Mischung macht’s“, ist sich auch sein Kollege Müller sicher.

„In der internationalen Wissenschaftsszene sind wir heute eine bekannte Größe"

Das Engagement der Wissenschaftler lobt Nationalparkleiter Dr. Franz Leibl: „Zum einen ist es äußerst spannend zu sehen, wie viele Forschungsthemen im Nationalpark Jahr für Jahr neu in Angriff genommen werden. Zum anderen ist es umso erfreulicher, dass dies in den meisten Fällen durch Drittmittel ermöglicht wird.“ Um an diese zu gelangen, bedürfe es bei den Förderanträgen zwar öfter eines langen Atems, doch dieser zahle sich eben richtig aus. Einen weiteren Vorteil, den Leibl betont, ist nicht nur die Schaffung von Arbeitsplätzen in der Region, sondern auch die Generierung von Wertschöpfung vor Ort. „Schließlich wird für die Projekte Material eingekauft oder es werden Aufträge an regionale Partner vergeben.“ Andererseits hat es der Nationalpark durch die Forschung geschafft, ein weltweites Renommee aufzubauen. „In der internationalen Wissenschaftsszene sind wir heute eine bekannte Größe – gerade im Bereich Waldnaturschutz“, freut sich Leibl.   

Übrigens: Drittmittel akquiriert der Nationalpark auch in anderen Bereichen. Gerade im Sachgebiet Nationalparkzentren und Umweltbildung sind traditionell viele von der EU geförderte Interreg-Projekte beheimatet. So flossen 2020 trotz Corona-Einschränkungen weitere knapp 83.000 Euro in die Arbeit des Nationalparks – unter anderem für Bildungsinitiativen im Jugendwaldheim und im Wildniscamp am Falkenstein.

 

Bildunterschriften:
Foto 1:
Besenderte Rothirsche werden auch immer wieder mittels Wildkameras fotografiert. (Foto: Nationalpark Bayerischer Wald)
Foto 2: Im Rahmen der Forschungsarbeit wurden Rothirsche besendert. So konnten zahlreiche Informationen zu den Wegstrecken, Aufenthaltsorten und Verhaltensweisen der Tiere gewonnen werden. (Foto: Martin Scholz/Nationalpark Bayerischer Wald)


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