Forschungsprojekt

Analyse des sozio-ökonomischen Wirkungsgefüges im Nationalpark Bayerischer Wald als Grundlage für ein nachhaltiges Schutzgebietsmanagement

Motivation:

Ziel eines nachhaltigen Managements in Schutzgebieten ist es, ein bestmögliches Naturerlebnis bei gleichzeitiger Minimierung der negativen Einflüsse auf die Natur, zu gewährleisten. In den vergangenen Jahren konnten eine Zunahme der Erholungsnutzung und ein Anstieg der Besucherzahlen im Nationalpark Bayerischer Wald beobachtet werden. Durch die COVID-19 Pandemie und neue Trends in der Freizeitgestaltung wird diese Entwicklung zusätzlich verstärkt. Damit einhergehende Konflikte zwischen Naturschutz und Erholungsnutzung und zwischen verschiedenen Nutzergruppen, stellen das Nationalparkmanagement vor unterschiedliche Herausforderungen. Diese komplexen Aufgaben können nur dann bewältigt werden, wenn Lösungsstrategien auf solider wissenschaftlicher Grundlage unter Einbeziehung ökologischer und sozialwissenschaftlicher Perspektiven entwickelt werden.

Face-to-face-Befragung von Besuchern des Nationalpaks Bayerischer Wald
Face-to-face-Befragung von Besuchern des Nationalpaks Bayerischer Wald

Im Zuge des INTERREG-Projekts „Aufbau eines grenzüberschreitenden sozioökonomischen Monitoringsystems in den Nationalparken Šumava und Bayerischer Wald“ (2017-2019) wurde in den vergangenen Jahren bereits ein umfassendes Besuchermonitoring im Nationalpark etabliert. Dabei wurden unterschiedliche Daten u.a. zur Herkunft der Besucher, ausgeübten Aktivitäten, Besuchsmotiven oder ökonomischen Effekten erhoben, die eine zentrale Grundlage für künftige Entscheidungen im Nationalparkmanagement darstellen. Aufbauend auf dieser Datengrundlage soll eine weiterführende und vertiefte Analyse des sozio-ökonomischen Wirkungsgefüges im Nationalpark Bayerischer Wald als Grundlage für ein nachhaltiges Schutzgebietsmanagement erfolgen.

Projektziele:

Das Projekt umfasst zwei wesentliche Zielsetzungen: (1) Zunächst werden die vorhandenen Daten, die in den letzten Jahren im Zuge des Besuchermonitorings erhoben wurden, systematisch aufbereitet und ausgewertet. Dazu sollen die unterschiedlichen Datenquellen, basierend auf Befragungen zum Naturerlebnis, zur Besucherinformation, zur Akzeptanz des Nationalparks, zur grenzüberschreitenden Erholungsnutzung und zur Wertschöpfung weiterführend analysiert werden. Durch die systematische Auswertung der langjährigen Datenreihen soll ein besseres Verständnis sozio-ökonomischer Zusammenhänge und Entwicklungen erzielt werden (2) Darauf aufbauend wird im nächsten Schritt eine vertiefte Analyse des Wirkungssystems im Nationalpark Bayerischer Wald erfolgen. Dabei sollen u.a. die folgenden Fragestellungen bearbeitet werden: Wie verteilen sich Besucher zeitlich und räumlich im Nationalpark? Wie hat sich die Nutzung in den letzten Jahren verändert? Wie unterscheiden sich die Nutzungsmuster einzelner Gruppen (Wanderer, Radfahrer, Einheimische, Tagesgäste, Übernachtungsgäste)? Wie unterscheiden sich die Zielgruppen hinsichtlich Erwartungen, Besuchsmotivation oder Wissen über den Nationalpark? Wie empfinden die Besucher das Besucheraufkommen im Nationalpark? Wirkt sich das Besuchsaufkommen auf ihre Zufriedenheit mit dem Nationalparkbesuch aus? Welches Naturbewusstsein haben Einheimische und Nationalparkbesucher? Wie nehmen die Besucher ihren Einfluss auf die natürliche Umgebung (z.B. auf Wildtiere) im Nationalpark wahr? Die erzielten Ergebnisse werden im Rahmen von Workshops, Vorträgen und Publikationen einer breiteren Öffentlichkeit vorgestellt.

Untersuchungsdesign:

Hohes Besucheraufkommen auf dem Lusen am Schutzhaus
Hohes Besucheraufkommen auf dem Lusen am Schutzhaus

Besucherzählungen und -befragungen mit standardisierten Fragebögen im Gelände stellen die zentralen methodischen Vorgehensweisen dar. Die Fragebögen werden digital im Gelände erfasst oder online von den Besuchern ausgefüllt. Die erhobenen Daten werden anschließend systematisch aufbereitet und statistisch ausgewertet. Neben der erprobten Anwendung von standardisierten Befragungen und Besucherzählungen im Nationalpark, kommen in den weiterführenden Analysen auch qualitative Forschungsansätze zur Anwendung. Dazu zählen neben face-to-face Interviews auch teilnehmende Beobachtungen im Gelände. Auf Basis eines transdisziplinären Ansatzes sollen schließlich Maßnahmen für das Schutzgebietsmanagement und insbesondere für die Besucherlenkung und Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit des Nationalparks abgeleitet werden.

Finanzierung:

  • Bayerisches Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz

Ansprechpartner:

Dr. Stefanie Döringer
Projektmitarbeiterin
stefanie.doeringer@npv-bw.bayern.de

Prof. Dr. Marco Heurich
Sachgebietsleiter
marco.heurich@npv-bw.bayern.de

Veröffentlichungen:

Nach oben zum Seitenanfang nach oben